Die Tochter von Madame Angot

Wir befinden uns im Direktorium, jener Zeit der kurzen politischen Ruhe nach der Französischen Revolution und dem Terror Robespierres. Doch es gibt ein Ereignis, das die Bewohner des Pariser Viertels Les Halles die Kanonaden bereuen lassen könnte: Clairette, die Tochter der gefürchteten Madame Angot, wird heiraten! Kann man es wagen, darauf zu hoffen, dass sich das Fräulein wie eine respektable Verlobte verhalten wird?

Oder muss man eher befürchten, dass sie ihren starken Charakter von ihrer Mutter geerbt hat, die die Ideale von 1789 auf die Barrikaden trug?

Die Jugend war zu allen Zeiten ein Symbol für politische und soziale Regeneration, sie war sprudelnd, respektlos, idealistisch und entschlossen. Dieses brillante Bild einer von Unsicherheit geprägten Epoche, das zu einer Zeit entstand, als eine weitere dunkle Seite der französischen Geschichte - die des Zweiten Kaiserreichs und der Pariser Kommune - aufgeschlagen wurde, macht keine Ausnahme und verherrlicht kompromisslos ihre Träume von Freiheit und ihre Ablehnung von Konventionen. Ist das auch der Grund, warum der Regisseur Richard Brunel die Reise durch die Zeit fortsetzt und diese raffinierte Produktion in den Farben des Frühlings 1968 erstrahlen lässt?

Der Komponist Charles Lecocq, ein würdiger Erbe von Jacques Offenbach, hat mit La Fille de Madame Angot eine virtuose Partitur voller Heiterkeit und Bosheit geschaffen. Anhand einer Galerie malerischer Figuren zeichnet er ein lebhaftes Porträt des populären Paris und bietet eine strahlende Kulisse für die Abenteuer seiner schelmischen Heldin. Mehr als nur Unterhaltung, eine Ode an die Hoffnung und den Neuanfang.

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