Wanderung zum ehemaligen Kloster Prébayon
Sur le Chemin des Secrets de Sablet
Sablet ist von Dörfern umgeben, die nach renommierten Weinlagen klingen, und liegt im Zentrum einer ganz den edlen Tropfen gewidmeten Landschaft. Hier drehen sich die Gespräche oft um Wein. Oder – bei der traditionellen Buchmesse im Juli – um Literatur. Die Gegend lädt uns jedoch auch ein, auf ihren Wegen durch Wälder und Weinfelder zu den melancholischen tausendjährigen Ruinen des ehemaligen Klosters Prébayon zu wandern. Ein Kapitel Ortsgeschichte, das in der Falte einer vergessenen Schlucht auf seine Entdeckung wartet. Auf dem Rückweg rundet ein Abstecher über Séguret, eines der ‘Plus Beaux Villages de France’, die durch diese neue Wanderung unternommene Zeitreise würdig ab.
Dauer:
4 Std
Typ:
Wandern
1 – Von Sablet zum Kloster Prébayon
Ausflug in das Hinterland der Dentelles de Montmirail
Zunächst führt uns der Weg durch die Weinfelder gegenüber dem Wald des Bergkamms von Cheval Long, dessen Nadelbäume in Zeit und Raum eingefroren scheinen. Die Strecke bietet uns schöne Ausblicke auf das von der milden Morgensonne eingehüllte Dorf. Die zerklüftete Linie der Dentelles Sarrasines zeichnet sich vor dem wolkenlosen Himmel ab und hält uns vor Augen, dass sich jene Kletter- und Wanderhochburg tatsächlich ganz in der Nähe von Sablet befindet.
Hinter der Fontaine des Fées erlaubt uns eine Lichtung in den Eichen einen neugierigen Blick auf die unbekannten Felswände der Crête de Saint-Amand. Unter der Linie ihres Unterholzes ziehen mehrere Hektar Weinstöcke makellose Furchen bis in die undeutliche Talwegfalte. Die wenigen befahrbaren, von Olivenbäumen oder Zypressen eingerahmten Straßen erinnern an die Toskana.
Wenig später taucht ein beschaulicher Weg unter das Eichendach ein. Die Natur wird dichter, die Stille grenzt an Andacht. Das Kloster ist nicht mehr weit.
À ne pas manquer
Einmal im Jahr Sablet fête les livres mit einer Begegnung, bei der Aussteller und Autoren an zwei stimmungsvollen Literaturtagen ihr Publikum erwarten. Diese Buchmesse wurde vor 35 Jahren ins Leben gerufen und versammelte letztes Jahr über 60 Schriftsteller:innen! Sie findet im Allgemeinen im Juli statt – also gleich im Kalender vormerken!
2 – Ehemaliges Kloster Prébayon
Wussten Sie schon?
Die heilige Rusticule war die Tochter eines Lehnsherrn, der Ländereien zwischen Séguret und Nyons besaß. Rusticule trat als Nonne in das Kloster Arles ein und wurde dort zur Äbtissin berufen. Sie bat die heilige Radegonde, die Gemahlin des Sohns von König Clovis, um Hilfe, um das Kloster Prébayon zu erbauen und so in ihre Heimat zurückzukehren.
1400 Jahre Geschichte zu unseren Füßen
Das Kloster befand sich an einem abgelegenen Ort, dem länglichen Grund einer vom Fluss Trignon gespeisten Schlucht, und war damals natürlich nicht so überwuchert wie heute. Die Religionsgemeinschaft bestand aus etwa dreißig Nonnen, die allesamt aus den angesehensten Familien des Comtat und der Dauphiné stammten. Das Kloster Prébayon lebte nach den Regeln des heiligen Benedikt. Mit anderen Worten: beten und arbeiten. Es wurde 611 gegründet, also vor über 1400 Jahren!
Invasionen der Barbaren und ein Hochwasser des Trignon führten am Ende des 10. Jahrhunderts allmählich zur Aufgabe des Klosters. Heute sind im Wesentlichen nur noch eine starke heilige Aura und eine bröckelnde lange Mauer erhalten. Der Zahn der Zeit hat stark am restlichen Gebäude genagt, und was nicht eingestürzt ist, wurde von der Vegetation langsam zermürbt. Ein bewegender Ort, der besonders im Winter in kalte Nostalgie getaucht ist und an dem wir die Kraft der Geschichte jener Nonnen spüren, die ihr ganzes Leben ihrem Glauben weihten.
3 – Kleiner Abstecher über Séguret
Eines der „Schönsten Dörfer Frankreichs“ entdecken
Auf dem Rückweg sollten wir auf jeden Fall eine Pause in Séguret einlegen, wo wir auf dem Gipfel des Hügels, an dessen Fuß das Dorf angesiedelt ist, die Ruinen seiner Burg besichtigen können. Séguret ist ein schöner, auf mehreren Ebenen angelegter provenzalischer Ort mit gepflasterten Gassen inmitten ausgedehnter Weinfelder, deren Ruhm inzwischen bis ans Ende der Welt reicht. Da ist es kein Wunder, dass das kleine Dorf zu den „Schönsten Dörfern Frankreichs“ gehört.
Von der Porte Regnier aus können wir hier ganz nach Lust und Laune durch seine gepflasterten Straßen und über seine Treppen streifen, uns auf die Terrasse eines Cafés setzen oder einen Blick in den einen oder anderen Kunsthandwerkerladen werfen.
Séguret glänzt zu jeder Jahreszeit und gehört zu jenen Dörfern, die uns auf Anhieb in ihren Bann ziehen und in denen wir uns fest vornehmen, wiederzukommen. Auf dem Weg nach Sablet leuchtet die Ouvèze-Ebene in herbstlichen Farben, und ihr güldener Schimmer verdrängt die lauernden Schatten. Einfach zauberhaft.
Wussten Sie schon?
Der Ortsname Sablet leitet sich von dem gelben Sandstein („sable“) ab, der von den Geologen als „Saffre“ bezeichnet wird und das Grundgebirge dieser Region bildet, deren Weine seit 1974 die Ursprungsbezeichnung AOC Côtes-du-Rhône Villages tragen.
Eine überraschende teilbare Wanderung, die sich allen Niveaus anpassen lässt. Mir gefielen dort besonders die weitreichenden Ausblicke und die Stimmung auf den Weinfeldern zwischen Séguret und Sablet im Herbst und am späten Nachmittag. Eine schöne Unternehmung für Landschafts- und Kulturerbeliebhaber.
In der Praxis
Zum Herunterladen:
Datenblatt der Wanderung
Einzelheiten:
– Länge: 15 km
– Höhenmeter: 513 m
– Dauer: 4 Stunden
– Schwierigkeitsgrad: schwierig
Mit dem Bus ab Apt, Zou-Linie 904 (Haltestelle Route d’Orange)